Ehemaliges Restaurant eines deutschen Seemannes, 108 Alexandra Road, Newport
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts betrieb Max Wulff ein Restaurant in diesem Gebäude. Er wurde während des Ersten Weltkrieges als ‚Enemy Alien‘ (feindlicher Ausländer) interniert, dann nach Deutschland zurückgeschickt, obwohl er eine walisische Frau hatte.
Max Wilhelm Ludwig Wulff wurde 1881 in Hamburg geboren, wo sein Vater Franz als Drechsler und Schirmmacher arbeitete. Die Arbeit auf deutschen Frachtschiffen brachte Max nach Newport, wo er Mabel Phillips aus Maindee kennenlernte. Sie arbeitete bei der Seemannsmission. Das Foto des Cafés zeigt die Wagen, die das Paar (s. Foto) zu ihrer Hochzeit im Januar 1909 brachten.
Ihr Sohn Edward wurde 1911 geboren. Als ihr zweiter Sohn Leonard 1913 geboren wurde, arbeitete Max auf einem Schlammbagger in Newport, um die Docks frei von Verschlammung zu halten. Max wurde 1914 zusammen mit tausenden anderen Deutschen, die sich in Großbritannien niedergelassen hatten, verhaftet. Während er in einem Gefangenenlager in Lancaster einsaß, schnitzte er 1915 Mabels Geburtstagsgeschenk – aus einem Tierknochen, womit er seine Sehnsucht nach ihr zum Ausdruck brachte (s. Foto unten). Ihre Trennung dauerte bis Ende des Krieges, den Max hauptsächlich auf der Isle of Man verbrachte.
Nach dem Krieg wurde er an die holländisch-deutsche Grenze gebracht, von wo aus er den Weg nach Hamburg fand. Mabel und die zwei Jungen folgten wenig später. Sie wurde Küsterin der Anglikanischen Kirche der Stadt. Diese Kirche rettete sie während des Zweiten Weltkrieges, als sie die Brände löschte, die von Brandbomben verursacht worden waren. Sie rettete auch wertvolle Teile der Kirchenausstattung und widerstand tapfer den Befehlen der Gestapo, die Flagge der British Legion auszuhändigen. Sie können auf unserer Seite über ihr ehemaliges Zuhause in der Church Road mehr über sie lesen.
Edward, der sich unter der Naziherrschaft unwohl fühlte, zog in den frühen 1930er Jahren nach London, wo er sowohl als Expedient als auch als Polizist bei der Metropolitan Police arbeitete. Er heiratete 1935 und zog nach Newport, wo er weiter als Polizist arbeitete. Trotz seiner deutschen Verbindungen, durfte er 1942 in die Royal Navy eintreten. Er diente auf der HMS Rodney und nahm an den Arktischen Konvois (die Russland belieferten) sowie am Bombardement der französischen Häfen nach der D-Day Invasion teil.
Leonard wurde in Hamburg Elektriker. Die Nazis erwarteten, das junge Leute sich zum Reichsarbeitsdienst anmelden würden, (was 1935 Pflicht wurde). Leonard wurde 1934 in einem Lager des Reichsarbeitsdienstes (oder der Hitlerjugend) krank und verstarb.
Edward starb 1962 im Alter von 50 Jahren. Er war damals Manager einer Wäscherei in Newport. Zwei Jahre später starb sein Vater Max friedlich in Hamburg. Kurz nach seinem Tod ging Mabel in den Ruhestand und zog nach Newport zurück, wo sie 1978 im Alter von 90 Jahren verstarb.
Postleitzahl: NP20 2JG s. Karte
Mit Dank an Eddie Wulff (Enkel von Max und Mabel) und an Madeleine Resühr aus Hamburg. Ihre Biographie von Mabel wurde 2019 veröffentlicht, ISBN 978-3-00-064187-9.